Optimierte Bestrahlung bei Prostata-Karzinomen
23 Oktober 2008
Um bei Prostatakrebs optimale Parameter für eine Strahlentherapie zu
erhalten, muss zunächst die anatomische Lage des Tumors genauestens
bestimmt werden. Dies soll gewährleisten, dass die ionisierende
Strahlung nur tumorbehaftete Zellen vernichtet und keine anderen Organe
im Umfeld der Prostata in Mitleidenschaft zieht. Zwei Physikerinnen der
Technischen Universität (TU) Wien haben in Kooperation mit der
Medizinischen Universität Innsbruck und dem Sozialmedizinischen Zentrum
Ost die mittlere Abweichung bei der Bestrahlung von Prostatakarzinomen
evaluiert und unterschiedliche Strahlungsquellen miteinander verglichen.
Wien (TU). – Bei der Bestrahlung der Prostata kann es zu einer
Bewegungsungenauigkeit von bis zu zwei Zentimetern kommen. „Der Patient
muss während der Bestrahlung rund 20 Minuten ruhig auf einem Tisch
liegen. Mit der Zeit lässt die Muskulatur nach und das Becken sinkt nach
unten. So kann es dazu kommen, dass bei der Behandlung die Blase oder
andere Organe getroffen werden. Wir haben uns bei unseren Berechnungen
damit beschäftigt, wie genau man eine Prostata lokalisieren kann und wo
ein Verbesserungspotential in der Behandlung gegeben ist.“, erklärt
Karin Poljanc, Assistenzprofessorin am Atominstitut der Österreichischen
Universitäten.
In Zusammenarbeit mit dem SMZ Ost (Sozialmedizinisches Zentrum Ost,
Donauspital) gingen Poljanc, ihre Mitarbeiterinnen Tanja Futschek und
Leila Teymournia von einer Reihe von Ultraschalluntersuchungen aus, mit
Hilfe derer bei Männern die Organe von außen genau lokalisiert werden
konnten. Die Lagerung von 60 Patienten wurde in Folge von den
Wissenschafterinnen untersucht und die Abweichungen der Bestrahlungen in
verschiedene Raumrichtungen, beispielsweise nach links oder rechts, oben
oder unten, evaluiert (420 Bestrahlungspläne von 30 Patienten). Mit
Hilfe des Ultraschallsystems werden die Abweichungen bei zeitlich
höherem Aufwand sichtbar und nachvollziehbar. Ist die Abweichung größer
als 0,8 Millimeter, so hat das radiologisch technische Personal die
Aufgabe den Patienten wieder in die richtige Position zu bringen, sodass
wirklich nur das Zielgebiet bestrahlt wird.
In weiterer Folge
berechneten Poljanc und ihre Gruppe Normalgewebekompensationsraten und
Tumorkontrollwahrscheinlichkeiten. „Das gibt uns einen Überblick, mit
welcher Wahrscheinlichkeit der Tumor getroffen wird und mit welcher
Wahrscheinlichkeit bei einem individuellen Patienten Nebenwirkungen
auftreten können“, so Poljanc. Diese Ansätze dienen als Vorhersagen und
geben Aufschluss über die Heilungschancen. Nach rund 2,5 Jahren
Projektlaufzeit, welche dankenswerter Weise durch den Jubiläumsfond der
Österreichischen Nationalbank gefördert wurde, war es möglich die
errechneten durchschnittlichen Lagerungsungenauigkeiten in ein
Bestrahlungsplanungssystem zu implementieren. Leila Teymournia resümiert:
„Die Normalgewebekompensationsrate kann je nach zugrundeliegendem
Rechenmodell große Unterschiede in den Ergebnissen aufweisen. Rechnet
man beispielsweise mit dem Modell A ergibt dies eine vernachlässigbare
Komplikationsrate, der gleiche Vorgang mit dem Modell B ergibt eine
Abweichung von bis zu 40 Prozent.“ Aufgrund des Fehlens von biologischen
Parametern, kann es zu so großen Abweichungen bei unterschiedlichen
Modellen kommen. Trotzdem können die Ergebnisse der Berechnungen den
behandelnden Ärzten Hinweise für eine Verbesserung der
Lagerungsgenauigkeit und damit eine Steigerung der Behandlungserfolge
liefern.
Karin Poljanc, Tanja Futschek und Leila Teymournia haben im Rahmen
ihrer Untersuchungen basierend auf unterschiedlichen Strahlungsquellen,
herausgefunden, dass für die präzise Protonentherapie des
Prostatakarzinoms eine Lokalisationshilfe, wie z.B. das
Ultraschallsystem, unumgänglich ist. Diese Kombination führt in den
meisten Fällen zu einem Therapieergebnis mit hoher Gewebeschonung. Mit
der geplanten Errichtung des Krebsforschungs- und Krebstherapiezentrums
„Med-AUSTRON“ in Wr. Neustadt soll eine derartige Behandlungsmethode in
Österreich realisiert werden.
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